Grazer Hinterhof- und Gartenflohmarkt

Graz im Flohmarktfieber: Der große Hinterhof- und Gartenflohmarkt lädt zum nachhaltigen Entdecken ein

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und bewusster Konsum immer wichtiger werden, hat sich in Graz eine bemerkenswerte Tradition etabliert: Der große Hinterhof- und Gartenflohmarkt, der 2025 bereits zum neunten Mal stattfindet, verwandelt die gesamte Stadt in ein lebendiges Mosaik aus kleinen, persönlichen Verkaufsständen. Der nächste, am Sonntag, dem 25. Mai, und am Sonntag, dem 5. Oktober 2025, jeweils von 10 bis 15 Uhr, öffnen Grazerinnen und Grazer ihre privaten Räume für Besucher aus nah und fern.
Von der Annenstraße in die ganze Stadt: Eine Erfolgsgeschichte
Was 2012 als lokale Initiative in der Annenstraße begann, hat sich über die Jahre zu einem stadtweiten Phänomen entwickelt. „Die Idee war von Anfang an, Menschen zusammenzubringen und gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten“, erinnert sich Maria Reiner vom Verein Stadtteilprojekt ANNENViERTEL, eine der treibenden Kräfte hinter dem Flohmarkt. „Wir hätten damals nicht gedacht, dass sich das Konzept so schnell über die ganze Stadt ausbreiten würde.“
Nach dem erfolgreichen Start als Annenstraßenflohmarkt folgte ab 2018 die Weiterentwicklung zum ANNENViERTLER Hinterhofflohmarkt. Der entscheidende Schritt kam 2021, als die Veranstaltung auf das gesamte Grazer Stadtgebiet ausgeweitet wurde – ein Meilenstein für die Organisatoren und die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger.
Mehr als nur ein Flohmarkt: Gemeinschaft und Nachhaltigkeit im Fokus

Der Hinterhof- und Gartenflohmarkt ist weit mehr als eine Gelegenheit, gebrauchte Gegenstände zu kaufen und zu verkaufen. Er verkörpert zentrale Werte unserer Zeit: Nachhaltigkeit, Gemeinschaftssinn und lokales Engagement. „Ganz im Sinne von Zero-Waste, Reuse und Recycle wird alten Sachen neues Leben eingehaucht“, erklärt Wolfgang Kogler vom Nachbarschaftszentrum St. Peter. „Gleichzeitig lernen wir unsere vielfältigen schönen Grazer Stadtteile und unsere Nachbarinnen und Nachbarn wieder ein wenig besser kennen.“
Die dezentrale Organisation ist dabei ein besonderes Merkmal: Jeder Teilnehmende ist selbst verantwortlich für seinen Stand, während die gemeinsame Bewerbung und Koordination durch ein Netzwerk aus elf Nachbarschaftsinitiativen erfolgt. Diese fungieren als Drehscheiben in den verschiedenen Bezirken und sorgen dafür, dass der Flohmarkt trotz seiner Größe und Verteiltheit als einheitliches Ereignis wahrgenommen wird.
Ein Blick hinter die Kulissen: Die Organisation
Die Planung eines stadtweiten Flohmarkts mit hunderten dezentralen Standorten ist eine logistische Herausforderung. „Die Koordination zwischen den verschiedenen Bezirken und Nachbarschaftsinitiativen erfordert viel Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen“, berichtet Stephanie Wohlgemuth vom Büro der Nachbarschaften im Bezirk Gries. „Aber genau diese Zusammenarbeit macht den Flohmarkt zu etwas Besonderem.“
Jede der elf beteiligten Nachbarschaftsinitiativen übernimmt die Verantwortung für ihren Bezirk: Sie sammelt Anmeldungen, verteilt Informationsmaterial und steht den Teilnehmenden bei Fragen zur Verfügung. Die zentrale Koordination liegt beim Verein Stadtteilprojekt ANNENViERTEL, der auch die gemeinsame Website betreut und als Ansprechpartner für Medien und Sponsoren fungiert.
Die Spielregeln: Klare Rahmenbedingungen für ein gelungenes Miteinander
Um einen reibungslosen Ablauf des Hinterhof- und Gartenflohmarkt zu gewährleisten, haben die Organisatoren klare Spielregeln aufgestellt. Diese sind nicht als Einschränkung gedacht, sondern sollen vielmehr sicherstellen, dass der Flohmarkt sein ursprüngliches Wesen bewahrt und rechtlich auf sicheren Füßen steht.
Zu den wichtigsten Regeln gehört, dass der Verkauf ausschließlich auf privaten Flächen stattfinden darf – Gehwege, Gehsteige und andere öffentliche Flächen sind tabu. Zudem müssen die Teilnehmenden das schriftliche Einverständnis der Hauseigentümer einholen. „Diese Regel ist besonders wichtig, da wir als Organisatoren keine Haftung für eventuelle Schäden übernehmen können“, betont Elisabeth Hufnagl vom Stadtteilzentrum Graz.
Weitere zentrale Regeln: Professionelle Händler sind nicht zugelassen, der Verkauf von Speisen und Getränken ist untersagt, und Neuware darf nicht angeboten werden. „Der Flohmarkt soll eine nachbarschaftliche, nichtgewerbliche Aktion bleiben“, erklärt Luise Marchler vom Nachbarschaftszentrum Café Jakomini. „Es geht um das Weitergeben von Gebrauchtem, nicht um kommerziellen Handel.“
Die Teilnahme: So wird man Teil des Flohmarktfiebers
Wer beim Hinterhof- und Gartenflohmarkt mitmachen möchte, kann sich ab sofort bei der zuständigen Nachbarschaftsinitiative anmelden. Die Anmeldefrist für den Frühjahrsflohmarkt endet am Sonntag, dem 18. Mai 2025. Nach erfolgreicher Anmeldung und Bezahlung eines kleinen Unkostenbeitrags erhalten die Teilnehmenden ein Flohmarkt-Starter-Kit und werden auf dem offiziellen Flohmarktplan eingezeichnet.
„Die Anmeldung ist wichtig, damit Besucherinnen und Besucher wissen, wo sie Flohmärkte finden können“, erklärt Susanna Arlt von der Grätzelinitiative Margaretenbad im Bezirk Geidorf. „Außerdem verpflichten sich die Teilnehmenden damit, den Flohmarkt tatsächlich und in der vorgegebenen Zeit zu veranstalten.“ Diese Verbindlichkeit ist entscheidend für den Erfolg des Konzepts, da es für Besucher frustrierend sein kann, wenn sie einen angekündigten Flohmarkt aufsuchen, der dann nicht stattfindet.
Die Bezirke im Überblick: Vielfalt in allen Ecken der Stadt
Eine besondere Stärke des Hinterhof- und Gartenflohmarkts ist seine Präsenz in allen Grazer Bezirken. Von St. Peter über Gries, Waltendorf, Geidorf, Eggenberg, Jakomini, Lend, Triestersiedlung, Reininghaus bis hin zu Gösting und Andritz – überall finden sich engagierte Bürgerinnen und Bürger, die ihre Gärten und Hinterhöfe öffnen.
„Jeder Bezirk hat seinen eigenen Charakter, und das spiegelt sich auch in den Flohmärkten wider“, berichtet Karin Steffen vom Mehrgenerationenhaus Graz-Waltendorf. „In manchen Gegenden finden sich eher Familien mit Kinderkleidung und Spielzeug, in anderen dominieren Antiquitäten oder Bücher. Diese Vielfalt macht den Reiz aus.“
Die Nachbarschaftsinitiativen spielen dabei eine entscheidende Rolle als Vernetzungsdrehscheiben. Sie kennen die lokalen Gegebenheiten und können gezielt auf die Bedürfnisse und Besonderheiten ihres Bezirks eingehen. „Wir sind sozusagen die Brücke zwischen der zentralen Organisation und den Menschen vor Ort“, erklärt Daniel Huber vom Stadtteilbüro Reininghaus.
Für Besucher: Ein Tag voller Entdeckungen

Für Besucherinnen und Besucher bietet der Hinterhof- und Gartenflohmarkt die perfekte Gelegenheit, die Stadt aus einer neuen Perspektive kennenzulernen. Statt der üblichen touristischen Attraktionen stehen private Räume im Mittelpunkt, die sonst nicht zugänglich sind. „Man bekommt einen ganz anderen Blick auf Graz“, schwärmt Richard Hummelbrunner von der Initiative Lebenswertes Andritz. „Plötzlich öffnen sich Tore und Türen, hinter denen sich wunderschöne Hinterhöfe und Gärten verbergen.“
Die dezentrale Struktur lädt zum Flanieren und Entdecken ein. Mit dem offiziellen Flohmarktplan in der Hand können Besucher von Standort zu Standort ziehen und dabei nicht nur nach Schnäppchen Ausschau halten, sondern auch ins Gespräch kommen. „Der soziale Aspekt ist mindestens genauso wichtig wie der Kauf und Verkauf von Gegenständen“, betont Katharina Malli vom erfa Nachbarschaftstreff Gösting. „Viele Besucher berichten uns, dass sie neue Kontakte geknüpft oder alte Bekannte wiedergetroffen haben.“
Nachhaltigkeit konkret: Der ökologische Fußabdruck des Flohmarkts
In Zeiten des Klimawandels und der Ressourcenknappheit gewinnt der Aspekt der Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung. Der Hinterhof- und Gartenflohmarkt leistet hier einen konkreten Beitrag: Indem gebrauchte Gegenstände weitergegeben werden, verlängert sich deren Lebenszyklus, und wertvolle Ressourcen werden geschont.
„Jedes Kleidungsstück, jedes Buch und jedes Möbelstück, das einen neuen Besitzer findet, muss nicht neu produziert werden“, erklärt Wolfgang Kogler von der Stadtteilarbeit EggenLend. „Das spart Rohstoffe, Energie und CO2-Emissionen.“ Zudem entfallen lange Transportwege, da der Flohmarkt lokal organisiert ist und die meisten Besucher zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen.
Die Organisatoren achten auch bei der Durchführung auf Umweltfreundlichkeit: Das Informationsmaterial wird auf Recyclingpapier gedruckt, und die Teilnehmenden werden ermutigt, auf Einwegverpackungen zu verzichten. „Wir empfehlen, eigene Taschen mitzubringen und auf Plastiktüten zu verzichten“, sagt Hannah Osei vom erfa Nachbarschaftstreff Gösting. „Kleine Schritte, die in der Summe einen großen Unterschied machen.“
Die Zukunft des Flohmarkts: Visionen und Herausforderungen
Nach neun erfolgreichen Ausgaben blicken die Organisatoren optimistisch in die Zukunft. „Unser Ziel ist es, den Hinterhof- und Gartenflohmarkt noch stärker in der Stadtgesellschaft zu verankern und weitere Bezirke und Nachbarschaften zu gewinnen“, erklärt Maria Reiner vom Verein Stadtteilprojekt ANNENViERTEL. „Wir träumen von einem Tag, an dem in jedem Grazer Grätzel mindestens ein Hinterhof- oder Gartenflohmarkt stattfindet.“
Gleichzeitig stehen die Organisatoren vor Herausforderungen: Die Koordination wird mit wachsender Teilnehmerzahl komplexer, und auch die Finanzierung der gemeinsamen Werbemaßnahmen muss gesichert werden. „Wir sind dankbar für die Unterstützung durch die Stadt Graz und verschiedene Sponsoren“, betont Reiner. „Aber letztlich lebt der Hinterhof- und Gartenflohmarkt vom ehrenamtlichen Engagement vieler Menschen.“
Eine weitere Herausforderung ist das Wetter: Da der Flohmarkt größtenteils im Freien stattfindet, sind die Teilnehmenden den Elementen ausgesetzt. „Wir haben festgelegt, dass der Flohmarkt bei jedem Wetter stattfindet“, erklärt Luise Marchler vom Nachbarschaftszentrum Café Jakomini. „Aber natürlich steht es jedem frei, bei extremen Bedingungen abzubrechen oder in überdachte Bereiche auszuweichen.“
Mitmachen und Teil der Bewegung werden!
Der große Hinterhof- und Gartenflohmarkt in ganz Graz ist mehr als nur eine Veranstaltung – er ist eine Bewegung für Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und lokales Engagement. Jeder kann Teil davon werden, sei es als Verkäufer, Besucher oder Unterstützer.
Werden Sie jetzt aktiv und machen Sie mit beim neunten großen Hinterhof- und Gartenflohmarkt in ganz Graz!
- Als Verkäufer: Melden Sie sich bis zum 18. Mai 2025 bei Ihrer lokalen Nachbarschaftsinitiative an und verwandeln Sie Ihren Garten oder Hinterhof in einen einzigartigen Flohmarktstand.
- Als Besucher: Markieren Sie sich den 25. Mai und 5. Oktober 2025 im Kalender und planen Sie einen Tag voller Entdeckungen und Begegnungen in den vielfältigen Grazer Stadtteilen.
- Als Multiplikator: Teilen Sie die Information mit Freunden, Nachbarn und Bekannten. Je mehr Menschen mitmachen, desto lebendiger und vielfältiger wird der Flohmarkt.
- Als Unterstützer: Wenn Sie in einem Bezirk ohne Nachbarschaftsinitiative leben und Interesse haben, als Drehscheibe zu fungieren, melden Sie sich unter hallo@ganzgrazflohmarkt.at.
Besuchen Sie www.ganzgrazflohmarkt.at für weitere Informationen, den aktuellen Flohmarktplan und alle Kontaktdaten der beteiligten Nachbarschaftsinitiativen. Folgen Sie uns auch in den sozialen Medien, um keine Neuigkeiten zu verpassen.
Gemeinsam machen wir Graz zu einer nachhaltigeren, verbundeneren und lebendigeren Stadt – Flohmarkt für Flohmarkt, Nachbarschaft für Nachbarschaft!